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Ich möchte ausgehend von vier Beispielen der augenfälligen Tendenz zu Situationen der Schwelle im Musiktheater der letzten Jahre nachgehen. Zur Sprache werden Maya. Mixed-Reality-Techno Oper von Mathis Nitschke (München 2017), HAUS. Eine musiktheatrale Raumperformance von Sarah Nemtsov und Heinrich Horwitz (Bochum 2022), Fluss (Stadt, Land). VR-Musiktheater von Hannes Seidler und Daniel Kötter (Frankfurt 2020) sowie Upload. Film Opera von Michel van der Aa (Bregenz/Amsterdam 2020) kommen. In Spielarten des Übergangs oder des Zwischenräumlichen verknüpfen sich die auf inhaltlicher Ebene verhandelten Momente des Transits, etwa vom Leben in den Tod oder vor dem Hintergrund posthumanistischer Ideen vom Körper in den entkörperlichten Upload, mit spezifischen Raumanordnungen der Aufführungsgegebenheiten, etwa in der Kombination von Bühne und Video, durch den Einsatz von AR/VR oder durch Settings in Industrieruinien, die vom Publikum eine aktive Begehung einfordern. Mit Blick auf die musikalische Ebene, auf der sich je nach Beispiel Live-Ensemble, Live-Elektronik, Stilzitate und Sounddesign unterschiedlich akzentuiert verschränken, möchte ich den an Foucault angelegten Begriff der „Heterophonie“ aufgreifen und nach „heterotopen Räumen des Musikalischen“ (M. Harenberg) fragen. Als Schnittstelle fungiert bei alledem der Körper, und zwar nicht nur die Körper der Performer:innen und Sänger:innen, sondern auch die der Rezipient:innen.

 

Dr. des. Elisabeth van Treeck ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Postdoc) am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“ an der Ruhr-Universität Bochum | Fakultät für Philologie.

Vor wenigen Wochen wurde Elisabeth van Treeck mit dem Hermann-Abert-Preis 2023 der Gesellschaft für Musikforschung für ihre Dissertation „da das Wirkliche konstant in Schwebe bleibt“ – Klang- und Bilddramaturgien des Suspense in Olga Neuwirths Lost Highway ausgezeichnet. Zu ihren Forschungsinteressen zählen u.a. Musiktheater des 20. und 21. Jahrhunderts, Oper und (Neue) Medien sowie Spannungsfelder von Komposition, Inszenierung und Aufführung.