Datum/Uhrzeit: Uhr
Art: Vorlesung/Vortrag, Präsenz
Ort: Straße des 17. Juni 2, Raum 126

Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig lädt Sie herzlich zu einem spannenden Gastvortrag von Marion Frenger am 27. Mai 2024, 15 Uhr, in der Straße des 17. Juni 2, Raum 126, zum Thema "Sūrya und seine Kleidung – zwischen Identitätsstiftung und Anpassung?" ein.

Zusammenfassung

Die Entwicklung der Verehrung eines anthropomorphen Sonnengottes in Nordindien wird seit Jahrzehnten immer wieder diskutiert; eine wesentliche Frage, die diese Diskussion prägt, wurde von Adalbert Gail im Titel seines Artikels von 1978, „Der Sonnenkult im alten Indien – Eigengewächs oder Import?“ (ZDMG 128, 333–348), zusammengefasst.

Wesentliches Argument zugunsten der These, dass der Sonnenkult ein nach Indien importierter Kult ist und nicht primär aus der älteren einheimischen Sonnenverehrung erwachsen ist, war von Beginn an die Kleidung des Gottes und seiner seit dem 4. Jh. hinzutretenden Begleiter Daṇḍin und Piṅgala. Mit ihrem langen, eng am Oberkörper liegenden Gewand, der konischen Kopfbedeckung und den Stiefeln erinnert sie an die Kleidung der verschiedenen zentralasiatischen Reitervölker, wie sie vor allem während der Kuṣāṇa-Zeit sowohl in Gandhara als auch in Mathura dargestellt wurden. Wesentliche Bestandteile dieser Kleidung blieben nicht nur weit über das Ende der Kuṣāṇa-Präsenz in Nordindien hinaus Teil der Ikonographie von Sūrya und seinen Begleitern, sondern wurden erst an den späteren Bildwerken wirklich im Detail dargestellt.

Der Vortrag stellt die Kleidung des Sonnengottes und seiner Begleiter in ihrer Entwicklung bis in das 8.–9. Jh. in der nordindischen Gangesebene vor, blickt auf die zeitgleiche Entwicklung im Nordwesten des Subkontinents und die verschiedenen Ausdeutungen der Kleidung durch Wissenschaftler im 19. und 20. Jh. Der Vollständigkeit halber schließt er auch einen Blick auf Revanta, den letztgeborenen Sohn des Sonnengottes, ein. Er wird etwa seit dem 5.–6. Jh. als eigenständiger Gott in Kultbildern dargestellt und seine dem Sonnengott gleiche Erscheinung wird in den literarischen Quellen immer wieder hervorgehoben.