Datum/Uhrzeit: bis Uhr
Art: Vorlesung/Vortrag, Präsenz
Ort: Campus Augustusplatz, Hörsaal 12
Referent:in: Prof. Dr. Friederike Seyfried

Prof. Dr. Friederike Seyfried vom Ägyptischen Museum Berlin präsentiert aktuelle Ergebnisse ihrer Arbeiten an Gräbern in der Region Assuan.

Im Rahmen eines DFG-Langzeitprojektes wird derzeit eine bis 2012 vollkommen unbekannte, durch Raubgrabungen entdeckte, Felsgräbernekropole in der Region von Assuan (Oberägypten) wissenschaftlich ausgegraben, dokumentiert und publiziert. Das Projekt wird als gemeinschaftliche Kooperation mit dem Antikenministerium der Arabischen Republik Ägypten, dem lokalen Inspektorat von Assuan und den deutschen Partnern durchgeführt und kam auf Anfrage von offizieller ägyptischer Seite im Jahr 2014 zu Stande.

Bei der Nekropole handelt es sich um ein Gebiet von circa 25.000 Quadratmetern auf der Westseite des Nil, das unter dem Namen Qubbet el-Hawa Nord, die chronologisch-geographische Fortsetzung der Hauptnekropole dieser Region repräsentiert, welche circa 800 Meter südlich liegt. Die meisten der derzeit bekannten 11 Gräber dieses Friedhofs datieren in das Neue Reich (1550 – 1100 v. Chr.), dessen regionaler Elitefriedhof bislang unbekannt war. Somit kann aufgrund der dokumentierten Grabbesitzer eine wichtige Lücke zum Verständnis der lokalen Verwaltungsstrukturen geschlossen werden. Abgesehen von den Plünderungen der Innenräume in den Jahren 2011 bis 2014 haben sich zahlreiche ungestörte Befunde in den Höfen und große Mengen kontemporärer Keramik erhalten. Die Fülle des keramischen Materials bildet die Basis für eine bislang fehlende, übergreifende typologische Studie der lokalen Keramikentwicklung. Die außergewöhnliche Architektur und Dekoration der Gräber sowie ihre Inschriften werden nicht nur neue Erkenntnisse zur lokalen Entwicklung der Grabarchitektur, sondern auch zur Stilgeschichte im Neuen Reich liefern und interessante Vergleiche mit anderen Gaunekropolen und der Residenz in Theben zulassen. Hinzu kommen prosopographische Studien zu den namentlich genannten und dargestellten Personen. Es wird zu untersuchen sein, ob und in welchem Verhältnis diese höchsten Beamten als abgeordnete Personen der Residenz oder aus bereits etablierten, lokalen Ortskräften rekrutiert wurden. Für beide Varianten scheinen die Befunde Beispiele liefern zu können. Von besonderer Bedeutung ist darüber hinaus, dass sich in dieser Nekropole auch die Belegung des späten Alten Reiches (um 2200 v. Chr.) nachweisen lässt und somit ein wichtiger Beitrag zur horizontal- und sozialstratigraphischen Entwicklung der Gesamtnekropole geleistet werden kann.

Der Vortrag soll einen umfassenden Überblick über den Stand der Arbeiten bieten.

Autor: Prof. Dr. Friederike Seyfried